Unsere Suche nach Selbsterkenntnis.
Selbsterkenntnis wird uns in der modernen Welt nicht gerade leicht gemacht. Schon in jungen Jahren beginnt der Kontakt zu uns selbst abzureißen, schließlich wollen wir nicht bloß überleben, sondern dazu gehören und geliebt werden. Wir sehen uns um und orientieren uns an den anderen, und so lernen wir, uns einzufügen und anzupassen. Unsere Eigenart wird in der Familie, in der Schule oder in unserem Umfeld nicht unbedingt so geschätzt, wie es wünschenswert wäre. Wir sollen uns vielmehr so verhalten, wie es sich gehört, und nicht unseren Neigungen gemäß leben.
In dieser Gesellschaft wird unser unverwechselbarer Geist als eher störend empfunden. Im Wall Street Journal war zu lesen, dass 45 Millionen Zwei- bis Zwölfjährige in den USA Medikamente gegen Depression, ADHS, Ängste und sonstige psychische Störungen nehmen. Vor wilder Lebendigkeit sprühende Kinder, die große Mühe haben, stundenlang still dazusitzen, bekommen Medikamente, wenn sie eigentlich nur herumrennen müssten. Und es geht bei den Erwachsenen weiter. Medikamentensucht greift um sich, und dazu muss man ständig SMS und E-Mails schreiben, von hier nach da hetzen, konsumieren, damit nur ja kein Leerlauf entsteht, in dem man auf sich selbst zurückfallen würde.
Doch kaum erkennen wir uns in dieser ganzen Befangenheit, öffnet sich die Gartentür schon ein wenig. Freiheit beginnt damit, dass wir uns in aller Klarheit sehen, so, wie wir sind. Wann haben Sie am ehesten das Gefühl, Sie selbst sein zu können? Und wo sind Sie am wenigsten Sie selbst? Wie fühlen sich diese Situationen an?
(Jack Kornfield - Wahre Freiheit)